Samstag, 11. Januar 2014

Umzug

Liebe Lesende,

mein Abwesenheitstagebuch zieht auf eine andere Blogplattform um, da diese hier mich zu viele Nerven kostet. Für Sie und Euch ändert sich nix - außer ein kleiner Teil der Adresse:

abmeldung.tumblr.com

Und keine Angst - alles, was hier steht, steht auch dort schon zum Nochmallesen bereit.
Vielen Dank und ebensoviele Grüße.

Donnerstag, 9. Januar 2014

Um wieder zur gewohnten Regelmäßigkeit zurückzukehren, finde ich mich schon wieder vor der Tastatur wieder. Heute wieder sehr textlastig.

Mein Körper hat die letzten Nachwehen der Krankheit überstanden und ich denke, dass ich wieder zu 93% einsatzbereit bin. Jetzt geht es daran, das verlorene Gewicht durch permanente Spachtelei wieder an mich dranzukleben. Das ist hier allerdings relativ schwer, wenn man kein Fleisch isst und kein großer Freund von Eiern ist. Glücklicherweise sind - wenn ich das richtig sehe - gleich mehrere Carepakete mit allerlei Köstlichkeiten auf dem Weg zu mir. Auf dass ich sie verschlinge!

Außerdem ist die Schule nun auch endlich für mich losgegangen. Allerdings hat diese Art von "Start" in's Schuljahr mir sicherlich einige neue graue Haare beschert und mein Temperament (innerlich) mehrmals aufkochen lassen. Natürlich kenne ich nicht alle organisatorischen und strukturellen Umstände dieser Schule bis in's Detail und werde mich - auch weil die verantwortlichen Personen das hier niemals lesen (können) werden - deshalb mit meiner Kritik zurückhalten und bei einer sachlichen Beschreibung bleiben: Am Dienstag sollte also der Unterricht losgehen. Bis dahin wusste ich noch nicht, welche Klassen ich nun definitiv unterrichten sollte. Weiter wusste ich dementsprechend auch nicht, wann ich in welchem Klassenraum zu sein hatte. Und logischerweise wusste ich auch nicht, was ich in den Klassen unterrichten sollte. Dennoch fand' ich mich dann plötzlich um 8 Uhr morgens von der JHS 3 wieder - ohne irgendeine Art von Info, was dort bisher gemacht wurde oder zu machen sein würde. Es ist sicherlich nicht schwierig, sich vorzustellen, dass das eine rundun ungünstige Situation ist. Ich habe aus also fein improvisiert, mir irgendwas aus den Fingern gesaugt und irgendwie ging die Stunde dann auch tatsächlich rum. Allerdings war ich danach ein wenig wütend - die professionelle Stimme in mir rief unaufhörlich: "Ich kann so nicht arbeiten!!!".

Im Laufe des Tages gelang es mir nach zahllosen Gesprächen dann tatsächlich, zumindest einmal herauszufinden, welche Klassen denn jetzt tatsächlich von mir unterrichtet sollen werden. Für drei dieser vier Klassen habe ich mittlerweile sogar die Übersicht der kommenden Themen in Mathematik - die Übersicht der vierten Klassen ist wohl beim Lehrer, der angenehmerweise diese Woche blau macht. Ach ja, das sollte ich auch noch erwähnen: Da dieser, sagen wir mal "sanfte" Start in's Schuljahr kein Einzelfall und dementsprechend auch kein Geheimnis ist, behalten viele Eltern ihre Kinder in der ersten Woche gleich ganz zu Hause. Was dann wiederum für die LehrerInnen bedeutet, dass es dumm wäre, in der ersten Woche tatsächlich mit neuem Unterrichtsstoff anzufangen. So habe ich mich dann diese Woche auch auf die Wiederholung von Unterrichtsstoff aus dem letzten Schuljahr beschränkt. Didaktisch kann man sich dabei halt nicht so besonders austoben, aber ich bin jetzt doch vorsichtig optimistisch, dass ich nächste Woche vor vollständige Klassen treten und wirklich loslegen kann.

Ich werde mich hüten, mich dabei besonders intensiv an den Mathebüchern zu orientieren. Es ist wirklich superschade, aber die sind sowas von hingeferkelt - auf fast jeder Seite finde ich einen total bekloppten Fehler. Manchmal bloße Tippfehler (siehe 1), manchmal ist's einfach nur komplett falsch (siehe 2). Die meisten Kids können sich die Bücher allerdings ohnehin nicht leisten, sodass ich da demenstrechend gegensteuern kann.



(Hier stand vorher etwas anderes. Ich war damit aber nach dem zweiten Lesen unzufrieden und werde das Ganze im nächsten Post noch einmal neu aufgreifen.)

Zum Schluss noch ein Foto von den freundlichen Beamtinnen und Beamten vom Ghana Immigration Service. Bei denen waren wir gestern, um unsere Visa zu verlängern. Und da in einem Kaff wie Akim Oda nicht jeden Tag zwei Obronis reinkommen, die ihre Besuchervisa verlängern wollen, war das ein ziemliches "Ähm, keine Ahnung, wie das geht"-Gewiggel inkl. diverser Neu- und Umsortierungen diverser Dokumentenstapel, mehreren Fotosessions und dem Austauschen privater Handynummern. Hat alles igendwie geklappt - und einer der Beamten fährt jetzt tatsächlich nur für uns mit dem Trotro nach Koforudia zum Hauptoffice des Immigration Service, um die Anträge da per Hand abzugeben. Das ist Service (vgl. dt. Behörden)!


Sonntag, 5. Januar 2014

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Tiere,

nach längerer Abwesenheit nun endlich mal wieder was Neues hier auf dem Blog. Pardon für die Wartezeit. Es ist so, dass ich in den letzten Tagen des alten und den ersten Tagen des neuen Jahres auf Reisen war - wovon ich im Folgenden freilich berichten werde - und mir irgendwo on the road eine Krankheit eingefangen habe. Irgendwas typhusartiges, irgendwas mit Salmonellen. Naja, zumindest habe ich in den letzten Tagen den ersten Kreis der Hölle durchschritten und bin erst heute wieder in der Lage, länger als fünf Minuten aufrecht zu sitzen. Wenn man körperlich so richtig am Ende ist, lernt man ein Gefühl wie Heimweh nochmal ganz neu kennen, sag' ich Euch. So, nach diesem kurzen Prolog schlage ich vor, die vergangenen Tage in chronologischer Reihenfolge abzuarbeiten:

Weihnachten

Obwohl die Menschen in Ghana größtenteils richtig beinharte Christen sind, ist Weihnachten hier nicht so ein großes Ding. Ich meine jetzt gar nicht bezogen auf den Geschenke- und Konsumterror, das lässt sich ja relativ leicht erklären. Aber auch sonst ist's ein Tag wie jeder andere. Kathi und ich haben abends Glühwein gezaubert (ich hatte extra das Gewürz importiert), es gab ein bisschen Gebäck und wir haben ein paar kleinere Geschenke verteilt.















Außerdem bin ich mitgegangen zur Kirche - wovor ich im Vorfeld gehörigen Respekt hatte. Alleine die zu erwartende monumentale Dauer machte mich ganz unruhig. Im Endeffekt waren es dann "nur" drei Stunden, größtenteils auf Twi, wodurch die gefühlte Dauer durchaus länger war. Ich durfte mich dann noch vor der ganzen Gemeinde vorstellen und denke, dass ich damit meinen Kirchendienst in Ghana erfüllt habe.

Takoradi

Am 26. sind Kathi, Laura, Thaissa und ich mit den Trotro losgefahren nach Takoradi, einer größeren Küstenstadt, die wir uns auf dem Weg zu den hübschen Badeorten ansehen wollten. Nun, was soll ich sagen, es ist schon so, dass sich ghanaische Dörfer und Städte im Grunde sehr ähneln. Überall Verkaufsstände, überall Taxis, überall Menschen. Viel mehr kann ich über Takoradi nicht berichten, da war nicht allzu viel Zeit dort verbracht haben. Also weiter zu den interessanteren Sachen.

Busua










Busua ist scheinbar der Obroni-Magnet Ghanas. Es laufen viele Kleingruppen rum, die meisten sehen auch nach Freiwilligen oder Hippietouristen aus. Ich habe am Strand zwischendurch versucht, irgendwelche Anhaltspunkte über die Nationalität einer Person zu finden, wohlwissend, dass das aus antirassistischen Gesichtspunkten hochgradig brenzlig ist. Da allerdings für mich jeder Mensch mit blendend weißer Haut, leichter Plautze und leuchtendem Sonnenbrand automatisch aus Deutschland kommt, habe ich das Spiel schnell wieder verworfen.

Naja, ansonsten... Der Strand ist der Hammer, die Wellen herausfordernd und das feilgebotene Essen mannigfaltig. Würde ich auf jeden Fall nochmal hinfahren. Ach ja, mache ich ja, wenn Eli, Tine und Dennis mich besuchen kommen!
















Dixcove

Nur einen Fußmarsch entfernt von Busua liegt Dixcove. Dort steht ein altes Fort aus der Kolonialzeit. Architektonisch natürlich ziemlich interessant und nett anzusehen, aber wenn man sich zwischendurch mal wieder klar macht, wofür das Teil eigentlich steht, dann kann sich einem auch schnell der Magen umdrehen.


Außerdem hat Dixcove einen sehr schönen kleinen Hafen, wo die multicolorell beflaggten Fischerboote liegen. Irgendwie so ein richtiges Postkartenmotiv, da konnte ich auch nicht widerstehen:















Axim

Ein weiters kleines Küstenörtchen in der Nähe ist Axim. Hier haben wir uns noch ein weiteres Fort angesehen, weil es diesmal sogar eine (sehr gute) Führung gab. Ich habe keine Fotos der Sklavenzellen gemacht, aber ich sag's Euch, wenn Ihr gesehen hättet, wie klein eine Zelle für 60 Menschen sein kann...



Später sind wir dann noch zum angeblich schönsten Strand Ghanas aufgebrochen. Da der Taxifahrer uns lumpen wollte, sind wir bei einer zufällig des Weges kommenden Finnin mitgefahren. Der Strand ist wirklich ziemlich nett, allerdings quasi nur über ein Luxushotel zugänglich, was für uns wegen unserer Hautfarbe kein Problem war, allerdings die Frage aufkommen lässt, ob Einheimische den Strand auch nutzen können.


Wir waren dann nochmal für eine Nacht in Busua, da ging's mit meinem Fieber los. Am nächsten Morgen war es wieder etwas besser, aber so richtig supi ging's mir nicht. Sind dann mit dem Trotro über Agona und Takoradi nach Accra - 7,5 Stunden echte Gefühle. Es ist doch erstaunlich, wie sich ein in dimensionaler Ausprägung so unausgewogener Körper wie meiner doch in nahezu jede denkbare Form zerren, pressen, ziehen und stauchen lässt.

Accra

Angenehmerweise konnten wir in Aunties Elternhaus pennen, das sie geerbt hat und gewissermaßen als Hauptstadtwohnung für sich bunkert. Wenn man die meiste Zeit in einem Nest wie Akim Oda verbringt, dann ist Accra schon eine irre Erfahrung. Zur Feier des neuen Jahres haben wir uns einmal sehr un-ghanaisches Essen gegönnt und ich wollte mir eigentlich auch ne Flasche Champagner kaufen, war aber viel zu teuer. Da sich die Krankheit mittlerweile richtig eingenistet hatte, blieb ich den Feierlichkeiten fern und sah mir das Spektakel vom Balkon aus an:


Dann ging es wieder nach Hause, noch am selben Abend in's Krankenhaus (nur um den Arzt zu sehen) und die letzten drei Tage sind jetzt in meiner Erinnerung eine einzige heiße, graue Fläche. Nicht schön! 

Zum Abschluss noch ein kleiner Exkurs. Und zwar ist es hier insbesondere bei Taxifahrern (hier gibt's nix zu gendern, weil Frauen das hier nicht machen (dürfen?)) die Tradition, sich kleine Sprüche an die Heckscheiben ihrer Autos zu kleben und ich bin auf ein paar echte Schätze gestoßen. Ein sehr gutes Beispiel sogar bildlich festgehalten - bitte auch die komplexe Geometrie der Anordnung beachten:



Fair! Hier noch ein paar weitere Perlen:

  • Some Friends
  • No Weapon
  • Still Respect
  • I Am That I Am
  • To Be A Man
  • Still Dr. Jesus
Darüber könnte man ein Buch schreiben und vielleicht mache ich das auch einfach.
Schaui!