Sonntag, 5. Januar 2014

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Tiere,

nach längerer Abwesenheit nun endlich mal wieder was Neues hier auf dem Blog. Pardon für die Wartezeit. Es ist so, dass ich in den letzten Tagen des alten und den ersten Tagen des neuen Jahres auf Reisen war - wovon ich im Folgenden freilich berichten werde - und mir irgendwo on the road eine Krankheit eingefangen habe. Irgendwas typhusartiges, irgendwas mit Salmonellen. Naja, zumindest habe ich in den letzten Tagen den ersten Kreis der Hölle durchschritten und bin erst heute wieder in der Lage, länger als fünf Minuten aufrecht zu sitzen. Wenn man körperlich so richtig am Ende ist, lernt man ein Gefühl wie Heimweh nochmal ganz neu kennen, sag' ich Euch. So, nach diesem kurzen Prolog schlage ich vor, die vergangenen Tage in chronologischer Reihenfolge abzuarbeiten:

Weihnachten

Obwohl die Menschen in Ghana größtenteils richtig beinharte Christen sind, ist Weihnachten hier nicht so ein großes Ding. Ich meine jetzt gar nicht bezogen auf den Geschenke- und Konsumterror, das lässt sich ja relativ leicht erklären. Aber auch sonst ist's ein Tag wie jeder andere. Kathi und ich haben abends Glühwein gezaubert (ich hatte extra das Gewürz importiert), es gab ein bisschen Gebäck und wir haben ein paar kleinere Geschenke verteilt.















Außerdem bin ich mitgegangen zur Kirche - wovor ich im Vorfeld gehörigen Respekt hatte. Alleine die zu erwartende monumentale Dauer machte mich ganz unruhig. Im Endeffekt waren es dann "nur" drei Stunden, größtenteils auf Twi, wodurch die gefühlte Dauer durchaus länger war. Ich durfte mich dann noch vor der ganzen Gemeinde vorstellen und denke, dass ich damit meinen Kirchendienst in Ghana erfüllt habe.

Takoradi

Am 26. sind Kathi, Laura, Thaissa und ich mit den Trotro losgefahren nach Takoradi, einer größeren Küstenstadt, die wir uns auf dem Weg zu den hübschen Badeorten ansehen wollten. Nun, was soll ich sagen, es ist schon so, dass sich ghanaische Dörfer und Städte im Grunde sehr ähneln. Überall Verkaufsstände, überall Taxis, überall Menschen. Viel mehr kann ich über Takoradi nicht berichten, da war nicht allzu viel Zeit dort verbracht haben. Also weiter zu den interessanteren Sachen.

Busua










Busua ist scheinbar der Obroni-Magnet Ghanas. Es laufen viele Kleingruppen rum, die meisten sehen auch nach Freiwilligen oder Hippietouristen aus. Ich habe am Strand zwischendurch versucht, irgendwelche Anhaltspunkte über die Nationalität einer Person zu finden, wohlwissend, dass das aus antirassistischen Gesichtspunkten hochgradig brenzlig ist. Da allerdings für mich jeder Mensch mit blendend weißer Haut, leichter Plautze und leuchtendem Sonnenbrand automatisch aus Deutschland kommt, habe ich das Spiel schnell wieder verworfen.

Naja, ansonsten... Der Strand ist der Hammer, die Wellen herausfordernd und das feilgebotene Essen mannigfaltig. Würde ich auf jeden Fall nochmal hinfahren. Ach ja, mache ich ja, wenn Eli, Tine und Dennis mich besuchen kommen!
















Dixcove

Nur einen Fußmarsch entfernt von Busua liegt Dixcove. Dort steht ein altes Fort aus der Kolonialzeit. Architektonisch natürlich ziemlich interessant und nett anzusehen, aber wenn man sich zwischendurch mal wieder klar macht, wofür das Teil eigentlich steht, dann kann sich einem auch schnell der Magen umdrehen.


Außerdem hat Dixcove einen sehr schönen kleinen Hafen, wo die multicolorell beflaggten Fischerboote liegen. Irgendwie so ein richtiges Postkartenmotiv, da konnte ich auch nicht widerstehen:















Axim

Ein weiters kleines Küstenörtchen in der Nähe ist Axim. Hier haben wir uns noch ein weiteres Fort angesehen, weil es diesmal sogar eine (sehr gute) Führung gab. Ich habe keine Fotos der Sklavenzellen gemacht, aber ich sag's Euch, wenn Ihr gesehen hättet, wie klein eine Zelle für 60 Menschen sein kann...



Später sind wir dann noch zum angeblich schönsten Strand Ghanas aufgebrochen. Da der Taxifahrer uns lumpen wollte, sind wir bei einer zufällig des Weges kommenden Finnin mitgefahren. Der Strand ist wirklich ziemlich nett, allerdings quasi nur über ein Luxushotel zugänglich, was für uns wegen unserer Hautfarbe kein Problem war, allerdings die Frage aufkommen lässt, ob Einheimische den Strand auch nutzen können.


Wir waren dann nochmal für eine Nacht in Busua, da ging's mit meinem Fieber los. Am nächsten Morgen war es wieder etwas besser, aber so richtig supi ging's mir nicht. Sind dann mit dem Trotro über Agona und Takoradi nach Accra - 7,5 Stunden echte Gefühle. Es ist doch erstaunlich, wie sich ein in dimensionaler Ausprägung so unausgewogener Körper wie meiner doch in nahezu jede denkbare Form zerren, pressen, ziehen und stauchen lässt.

Accra

Angenehmerweise konnten wir in Aunties Elternhaus pennen, das sie geerbt hat und gewissermaßen als Hauptstadtwohnung für sich bunkert. Wenn man die meiste Zeit in einem Nest wie Akim Oda verbringt, dann ist Accra schon eine irre Erfahrung. Zur Feier des neuen Jahres haben wir uns einmal sehr un-ghanaisches Essen gegönnt und ich wollte mir eigentlich auch ne Flasche Champagner kaufen, war aber viel zu teuer. Da sich die Krankheit mittlerweile richtig eingenistet hatte, blieb ich den Feierlichkeiten fern und sah mir das Spektakel vom Balkon aus an:


Dann ging es wieder nach Hause, noch am selben Abend in's Krankenhaus (nur um den Arzt zu sehen) und die letzten drei Tage sind jetzt in meiner Erinnerung eine einzige heiße, graue Fläche. Nicht schön! 

Zum Abschluss noch ein kleiner Exkurs. Und zwar ist es hier insbesondere bei Taxifahrern (hier gibt's nix zu gendern, weil Frauen das hier nicht machen (dürfen?)) die Tradition, sich kleine Sprüche an die Heckscheiben ihrer Autos zu kleben und ich bin auf ein paar echte Schätze gestoßen. Ein sehr gutes Beispiel sogar bildlich festgehalten - bitte auch die komplexe Geometrie der Anordnung beachten:



Fair! Hier noch ein paar weitere Perlen:

  • Some Friends
  • No Weapon
  • Still Respect
  • I Am That I Am
  • To Be A Man
  • Still Dr. Jesus
Darüber könnte man ein Buch schreiben und vielleicht mache ich das auch einfach.
Schaui!

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