Dienstag, 17. Dezember 2013

Liebe Genossinnen und Genossen,

es folgt ein kurzes Update. Kurz, weil die vergangenen Tage mitunter von nahezu zermürbender Langeweile geprägt waren. Es ist so: Die Schulferien haben ja nun begonnen, deshalb ist es auf dem Schulhof sehr ruhig. Boat, Angelica und Joshua (meine Gastgeschwister) haben in den letzten Tagen die Abwesenheit von Aunti (meiner Gastmutter) genossen. Sie hält hier normalerweise alle einigermaßen auf Trab - mich in der Regel ausgeschlossen - was das Verteilen von Aufgaben angeht.

Die Drei verbringen diese freie Zeit meist damit, von morgens bis abends das ghanaische TV-Programm in sich aufzusaugen. Ich bin ja der ein oder anderen Mußestunde vor der Glotze durchaus nicht abgeneigt, aber was die hier zeigen ist so verstörend-schrottig, dass ich es einfach nicht ertragen kann. "Christian African Drama Made By Christians." Damit werben die. Es gibt einen Pool von etwa 20 SchauspielerInnen, die in nahezu jedem Streifen zu sehen sind. Thematisch geht's stets um irgendwelche irgendwie moralischen Konflikte (Freundin geht fremd = sie ist von einem Dämon besessen, Freundin/Frau hat Komplikationen während der Schwangerschaft und nur ein Schwangerschaftsabbruch kann sie vor dem Tod retten = geht natürlich (!) nicht, aber beten rettet sie und das Kind), bei denen Gott dann stets behilflich ist. Um etwaigen Ethnozentrismus-Vorwürfen vorzubeugen: My concerns are global. Dieses Exportware haben die Kolonialmächte ja eifrig über den ganzen Globus verteilt. Ich hatte das im letzten Post schon angedeteut und werde mich in Zukunft nochmal wirklich ausführlich dazu äußern.

Und dann zeigen sie im TV noch Qualitätsware wie Twilight. Auch scheiße, nur anders.

Naja, Joshua und ich haben die Freizeit zwischendurch auch mal für eine Partie UNO genutzt, wie dieses Video zeitraffend illustriert:


Ihr seid jetzt sicherlich geneigt zu denken: "Ja, dann geh' halt raus Alter!" Nun ist es aber so, dass Oda weder sehenswürdigkeitenmäßig noch im Bereich der Ausgehmöglichkeiten besonders viel zu bieten hat. Es gibt eine handvoll Bars, die in der Regel aber nicht besonders gut besucht sind. In einer dieser Bars - wir nennen sie Sports Bar - haben wir uns ein wenig eingenistet und trinken dort abends mal eine Tasse Bier zusammen. (Auf dem Bild zu sehen sind übrigens Kathi und Thaissa.)


Man lernt dort durchaus Locals kennen und ich habe schon viele interessante und interessierte Gespräche geführt. Aber so richtig flächendeckend ist das auch nicht der Fall - einfach weil das Ausgehen hier nicht mit der Selbstverständlichkeit betrieben wird, wie ich es von zu Hause kenne.

Nun noch einige Impressionen der Umgebung. Ich war echt verblüfft, wie tropisch die Pflanzenwelt hier ist. Das hätte ich natürlich vorher rausfinden können. Auch gut zu erkennen ist das immense Müllproblem hier vor Ort. Der Müll wird einfach an den Wegesrand gekippt, wo sich die später verzehrten Nutztiere an ihm laben.


Morgen früh werden Kathi und ich mit dem Trotro nach Kumasi fahren, das ist die zweitgrößte Stadt des Landes. Das bietet sich zur Zeit wirklich an, weil hier, wie gesagt, nicht viel zu tun ist. Evtl. schauen wir uns auch noch den Lake Bosumtwi an. Die Geschichte des Sees klingt ganz interessant und es soll auch ein sehr nettes Fleckchen sein. Die Trotros fahren von einem zentralen Platz ab, immer zu einer präzisen Uhrzeit: Wenn sie voll sind. Ihr könnt Euch das so vorstellen: Eines der Autos auf dem folgenden Bild fährt nach Kumasi. Welches? Keine Ahnung, da muss man fragen. Und in so einem Bulli sitzen dann gut und gerne mal bis zu 12 Personen, was natürlich auf Kosten der Beinfreiheit und für mich dank meiner Größe dann auch sehr auf Kosten der Reisequalität geht. Ist aber voll billig.


So, besonders kurz war es jetzt doch nicht. Abschließen möchte ich mit einem kleinen Song, auf den ich gestern beim wiederholten Ansehen der sehr guten Doku über Arthur Russell ("Wild Combination - A Portrait Of Arthur Russell) aufmerksam wurde.




Grüße an alle und UvdL.

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